Der PageRank von Google hatte sich über Jahre hinweg als eine der wichtigsten Kennzahlen im Bereich der Suchmaschinenoptimierung etabliert. Im Verlauf des letzten Jahres gab es jedoch sehr undurchsichtige und teilweise sogar fast schon kontroverse Entwicklungen:
Bis etwa Anfang April 2010 brachte Google in einem unregelmäßigen Turnus von jeweils etwa zwei bis vier Monaten ein Update des öffentlichen PageRanks heraus. Mann konnte im Schnitt also von vier PR-Updates pro Jahr ausgehen. Nach dem letzten regulären PageRank-Update um den 3. April 2010 wurde es aber auffällig lange ruhig. Das auf Juli oder August erwartete nächste Update ließ zuerst ungewöhnlich lange auf sich warten. Und spätestens im Herbst war es dann schon mehr als überfällig.
Google hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon über lange Zeit hinweg immer wieder darauf hingewiesen, daß die Aussagekraft des PageRanks von den Webmastern und auch der SEO-Szene teilweise sehr stark überbewertet wurde. Weiterhin war der PageRank vor allem für den Linkhandel zur Optimierung von Webseiten beziehungsweise zur Erreichung besserer Positionen in den SERPs zu der Bewertungsgrundlage schlecht hin geworden. Hohe PageRanks bedeuteten hochwertige Links und damit auch hohe Linkpreise. Dadurch öffnetet Google der ungeliebten Manipulationen ihrer Suchergebnisse nicht nur Tür und Tor, sondern leistete dieser Entwicklung sogar noch selbst aktiv Vorschub.
Durch das weitere Ausbleiben des PageRank-Updates im vierten Quartal 2010 wurden die Spekulationen in der Szene nun immer wilder. Aber letztlich erreichte Google jetzt endlich genau das, was schon immer angestrebt wurde: Die teilweise sehr übersteigerte Bewertung des PageRanks hatte ein Ende! In vielen Diskussionen in den verschiedenen Blogs und Foren akzeptierten nun schließlich auch die Letzten, daß die Aussagekraft und der Wert einer Kennzahl, die inzwischen seit mehr als neun Monate nicht mehr aktualisiert wurde, faktisch nicht mehr vorhanden sind. Der öffentliche PageRank wurde allgemein für tot erklärt und viele widmeten sich nun wieder den wirklich wichtigen Faktoren bei der Suchmaschinenoptimierung. Das Loch, das entstanden war, wurde nun mit individuellem Content und wieder mit thematisch passenden Links aufgefüllt.
Im Januar 2011 gab es dann plötzlich einen kurzen Aufschrei in der Szene: Nach über neun Monaten gab es wider aller Erwartung nun doch wieder ein neues Update des bereits tot geglaubten PageRanks! Doch schon nach kurzer Zeit wurde klar, daß es sich bei den veröffentlichten Werten um veraltete Zahlen handeln mußte. Die Basis des „aktuellen“ PageRanks war zu diesem Zeitpunkt bereits rund ein Vierteljahr alt. Dadurch konnte Google wiederum erfolgreich verhindern, daß der PageRank jetzt wieder zur alten gottgleichen Dominanz in der Branche aufleben würde. Spätestens jetzt hatte der PageRank seine Aussagekraft und Glaubwürdigkeit – kurz gesagt: seinen kompletten Wert – vollständig eingebüßt.
Die verschiedenen Linkhändler und Betreiber von Plattformen für Linktausch und Linkhandel mußten spätestens jetzt eigene Algorithmen zur Bewertung und Preisfindung für Links entwickeln – was sie natürlich auch taten.
In der SEO-Szene war der PageRank seither schon fast wieder in Vergessenheit geraten und nahezu in der Bedeutungslosigkeit versunken. Schließlich kam das nächste Update dann erst nach weiteren fünf ereignislosen Monaten gegen Ende Juni 2011. Diesmal schienen die Daten jedoch wieder einiges aktueller zu sein. Es wurde auch darüber gesprochen und diskutiert, aber lange nicht mehr in dem Umfang und der Insensivität, wie es noch vor einem Jahr der Fall war. Es scheint, daß Google es nun wirklich geschafft hat: Ohne den öffentlichen PageRank komplett aufgeben zu müssen, hat er nun einen eher untergeordneten Stellenwert bekommen.
In den folgenden Wochen kam dann aber der meiner Meinung nach spannendste Teil: Binnen nur einem Monat gab es im Juli 2011 schon wieder erste Veränderungen! Einige sprachen von einem Korrektur-Update. Wenn ich mir aber die PageRanks meiner verschiedenen Projekte im Zusammenhang mit der jeweiligen Linksituation betrachte, dann denke ich, daß es sich wirklich um ein vielleicht nicht ganz so umfangreiches, aber dennoch vollwertiges PageRank-Update gehandelt hat. Schließlich wäre es ja auch verwunderlich, wenn sich in nur vier Wochen wieder alles geändert hätte. Kleinere Veränderungen sind daher auch für eine komplettes Update durchaus plausibel.
Nun haben wir vor ein paar Tagen – Anfang August 2011 – schon wieder einige Veränderungen bei dem sichtbaren PageRank feststellen können. Auch hier denke ich, daß es sich um mehr, als nur um ein paar Korrekturen gehandelt hat – vielleicht sogar um viel mehr! Früher war es möglich und auch lustig anzusehen, wie die PageRank-Abfrage mit den verschiedenen Tools während eines Updates immer wieder wechselnde Werte ergaben. Das daurte dann in der Regel so lange an, bis alle entsprechenden Server mit den aktualisierten Daten durchsynchronisiert waren. Während des letzten Updates gab es zwischenzeitlich jedoch flächendeckend überhaupt keine Werte für den PageRank mehr. Vorübergehend dachte ich schon, daß Google nun wirklich ernst gemacht hat, und den öffentlichen PageRank vielleicht ganz abgeschafft haben könnte! Nach einiger Zeit waren die aktualisierten Werte jedoch wieder abrufbar. Ob das nun ein Indiz für eine insgesamt weitreichendere Veränderung ist oder nicht, sei einmal dahingestellt.
Generell kann ich mir gut vorstellen, daß es künftig wieder regelmäßigere Updates des PageRanks geben wird. Und zwar auch mit jeweils recht aktuellen Werten. Google hat im Verlauf des vergangenen Jahres erfolgreich demonstriert, in wie weit sich nahezu eine ganze Szene aus Webmastern und SEOs von nur einer Kennzahl abhängig gemacht hatte. Einer Kennzahl, die zudem noch von nur einer Institution nach belieben manipuliert oder auch ganz vom Markt genommen werden kann. Und die Branche hat reagiert.
16 Antworten auf Google und der PageRank